Renaissance Architektur – das musst Du wissen!
Renaissance leitet sich ab von "rinascita", was Wiedergeburt bedeutet, gemeint ist damit die Wiederbelebung der antiken Ideale und Künste. Es handelt sich um eine Epoche, in der der Umbruch zur Neuzeit stattfindet. Zunächst wird dieser Begriff von Vasari verwendet und bürgert sich durch Jakob Burckhardts Werk "Die Kultur der Renaissance in Italien" ein.
Die Zeit ist durch den Humanismus gekennzeichnet. Während sich die Philosophie dieser Zeit mehr an der griechischen Antike ausrichtete, hatte die römische Antike für die Renaissance Merkmale der Architektur eine größere Bedeutung. Denn römische antike Denkmäler überdauerten die Jahrhunderte und strahlten selbst als Ruinen eine ungeheure Faszination aus. In Italien wurden deshalb natürlich insbesondere Elemente römischer Bauten aufgegriffen, die in der Renaissance Architektur durch Elemente der vorausgegangenen Epochen bereichert werden.
Für die Architekten der Renaissance Architektur rückte das Streben nach Harmonie und Gleichgewicht der Proportionen in den Mittelpunkt, dazu bediente man sich symmetrischer Grundrisse. Die Mathematik dominiert zusammen mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen die Renaissance Merkmale. Ausgehend vom Körper des Menschen werden Proportion und Perspektiven analysiert und in Formeln gegossen. Klare geometrische Figuren wie Kreis, Quadrat und Rechteck bzw. Kuppeln und Quader bilden die Grundlage der Renaissance Merkmale.
Kuppeln, Gewölbe, Arkaden und Säulen nach antikem Vorbild runden die Gebäude ab. Vor allem die Säulenordnung ist kennzeichnend für die Renaissance Merkmale. Eine zentrale Inspiration für die Renaissance Architektur war die Wiederentdeckung des antiken Traktats "Zehn Bücher über Architektur" des Römers Vitruv.
Das Individuum und damit der Künstler selbst rückt in der Renaissance Architektur mehr in den Mittelpunkt und nimmt eine zentralere Rolle ein. Deshalb nehmen sich die berühmten Architekten der Renaissance ihn auch zum Vorbild und verfassen ihre eigenen richtungsweisenden Werke. Leon Battista Alberti (1404-1472) entwirft eine Theorie der Schönheit, in deren Zentrum die Kreisform steht. Auch ein weitere berühmter Architekt, Palladio, publizierte seine Werke "Antichità di Roma" über antike römische Gebäude und "Quattro libri dell'architetura". Das wird ein richtungsweisendes Standardwerk und inspiriert später vor allem in England den Stil des Palladianismus. Insbesondere die protestantische und anglikanische Architektur wurde davon geprägt.
Wusstest du schon?
Das venezianische Fenster entstehen nach dem Vorbild der antiken römischen Triumphbogens. Thermenfenster finden sich vor allem in Palladios frühen Gebäuden. Palladio machte es in der Basilica Palladina so populär, dass es sogar nach ihm "Palladio-Motiv" benannt wurde. Auch das Art Deco greift diese Fenster noch einmal als Zitat auf.
Andrea Palladio – der berühmteste Meister der Renaissance Architektur!
Andrea di Pietro della Gondola (*1508 in Padua; 1580 in Vicenza) war ein berühmter Architekt der Renaissance. Bekannt ist er unter dem Namen Palladius, den er durch seinen Gönner Trissiono erhielt. Der Dichter benennt ihn in einem seiner Gedichte nach Pallas Athene, der griechischen Göttin der Kunst und Weisheit. Der Müllersohn wurde in den Werkstätten Cavazzas zum Steinmetz und Bildhauer ausgebildet. Er wurde stark von der klassischen Architektur der Antike beeinflusst, was sich in dem von ihm veröffentlichten Werk " Antichità di Roma" zeigt, das sich mit bedeutenden Werken antiker Baukunst in Rom beschäftigt, für das er selbst die Illustrationen erstellte. Palladio unterscheidet sich von anderen Architekten seiner Zeit vor allem dadurch, dass er ein strenges, klassisches Ideal verfolgte. Er adaptierte die sakrale antike Tempelarchitektur zur Verwendung im privaten und kirchlichen Bereich ab. Es gelang ihm ein harmonisches Neues auf der Grundlage dieser historischen Vorbilder zu erschaffen. Seine ersten Villen entwirft er ab 1540 in Vicenza.
Wusstest du schon?
Auch auf Goethes Spuren kann man die Villen Palladios besichtigen. Seine Italienreise markiert den Beginn der Weimarer Klassik. Auch er wurde durch die Antike zu herausragenden Werken angeregt. In seinem Tagebuch der Italienischen Reise schwärmt er von den Palladio Villen. Goethe war ein großer Verehrer Palladios. Das gilt sowohl für dessen theoretisches Werk, über das er schreibt: "Endlich hab' ich die Werke des Palladio erlangt!" wie auch für die einzelnen Bauten. Seine Begeisterung klingt ausgesprochen euphorisch: "Jetzt studier ich das Buch und es fallen wie Schuppen von den Augen, der Nebel geht auseinander und ich erkenne die Gegenstände." So beeinflusste ein berühmter Architekt die Weimarer Klassik nachhaltig.
Die zehn schönsten Palladio Villen
Neben der Basilica San Giorgio Maggiore gehören die Villen Palladios zu den berühmten Meisterwerken der Renaissance Architektur. Sie gehören sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Begründung für die Aufnahme ins Weltkulturerbe war einerseits der große Einfluss Palladios auf die Geschichte der Architektur und andererseits die harmonische Gestaltung der Stadt und der Villen.
Bei der Touristeninformation kannst Du eine Villen-Karte erhalten, um Dich besser zu orientieren. Hier findest Du die zehn beeindruckendsten Villen:
1. Villa Godi
Die Villa Godi ist die erste Villa, die sicher auf Palladios Entwurf zurückgeht. Auch sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Gerade die Anfänge der architektonischen Entwicklung dieses Architekten solltest Du Dir nicht entgehen lassen. Beeindruckend sind auch die Fresken. Die Villa selbst und auch der Park können besichtigt werden. In der Villa befindet sich ein archäologisches und naturhistorisches Museum. Einige Szenen aus Senso von Luchino Visconti wurden hier gedreht. Du kannst Dich also ganz wie ein Filmstar fühlen.
2. Villa Forni Cerato
Dem Meister ist es hier gelungen, ein schon bestehendes Gebäude mit wenigen Mitteln in seinem Stil umzugestalten und so zum beeindruckenden Meisterwerk zu machen.
3. Villa Thiene
Die Villa Thiene, ebenfalls Teil des Weltkulturerbes, wurde nicht ganz vollendet. Der für den Architekten ungewöhnliche Baustil könnte auf die Wünsche des Bauherrn zurückzuführen sein. Auf seiner Italienreise machte Goethe in der Villa Thiene Station und beschrieb die Bauarbeiten. In der Villa Thiene befinden sich heute Teile der Stadtverwaltung; sie kann aber trotzdem während der Öffnungszeiten besichtigt werden. Der Architekt selbst schreibt in "Die vier Bücher zur Architektur": " Die Lage ist sehr schön, da auf der einen Seite die Tesina und auf der anderen ein ziemlich großer Nebenarm desselben Flusses vorbeiführt." Allerdings findet man den Fluss heute nicht mehr in dieser Lage, weil sich der Fluss wahrscheinlich seinen Lauf geändert hat.
4. Villa Saraceno
Die Villa Saraceno ist ein relativ früher Entwurf des Meisterarchitekten und besticht durch ihre schlichte Schönheit. Hier wurde nur das Herrenhaus realisiert, obwohl ein Entwurf für zwei Wirtschaftsflügel erstellt worden war. Allerdings war dem Bauherren das Geld zu früh ausgegangen.
5. Villa Zeno
Die Villa Zeno gehört zum Weltkulturerbe, ist aber heute in stark renovierungsbedürftigem Zustand. Durch die Umbauten in späteren Jahrhunderten ist auch das Thermenfenster verschwunden, ein berühmtes Stilelement Palladios.
6. Villa Angarano
Auf dem Gelände hatte sich schon ein Gebäudekomplex befunden, so dass mit den Nebengebäuden begonnen wurde. Hier wurden die Flügelbauten durch Palladio entworfen.
7. Villa Cornaro
Die Villa stellt eine Mischform zwischen Land- und Stadthaus dar. Die ländlichen Nutzgebäude fehlen. Es handelt sich ausschließlich um einen repräsentativen Wohnsitz. Innen- und Außenraum wirken zusammen und bilden ein harmonisches Ganzes. Nach über zwanzig Jahren aufwendiger Restaurierungsarbeiten steht die Villa wieder zur Besichtigung offen.
8. Villa Pisano
Heute befindet sich in der Villa ein luxuriöses Hotel. Das ist etwas für richtige Genießer. Diese historische Villa ist in der "World Heritage List", die Liste der 400 weltweit wichtigsten architektonischen Komplexen, eingetragen und ist für Hochzeiten besonders beliebt. 1987 kehrte hier auch Queen Mom zum Mittagessen ein. Beeindruckend sind auch die Gartenanlagen, die zu einem Spaziergang einladen.
9. Villa Barbaro
Die Villa befindet sich in Privatbesitz und kann zu den Öffnungszeiten besichtigt werden. Dieses letzte Werk Palladios aus seinem Todesjahr 1580 orientiert sich stark am Pantheon.
10. Villa Capra bekannt als Villa Rotonda
Sie gehört wohl zu den berühmtesten Palladio Villen. Die Villa ist auf einem sanften Hügel gelegen und schmiegt sich in die Landschaft ein. Noch heute bietet sich von der Villa aus ein zauberhafter Ausblick. Palladio hob hervor, dass sie "von weiteren lieblichen Hügeln umgeben ist, die wie ein großes Theater wirken". Auch Goethe machte hier halt und rühmte Landschaft und Architektur. Die Säulen verleihen der Villa das erhabene Erscheinungsbild eines römischen Tempels. An der Rotunde mit der Kuppel erkennt man klar das Vorbild des römischen Pantheons. Der Grundriss hat die klare Form eines griechischen Kreuzes. Die Innenräume wurden erst später reichhaltig mit Stuck ausgestaltet. Heute ist die Villa Rotonda ein Museum.
Wusstest du schon?
Palladio beinflusste auch einen berühmten Amerikaner. Thomas Jefferson, der Unterzeichner der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der dritte Präsident der USA gestaltete sein Landgut selbst nach dem Vorbild der Palladio Villen. Das Landgut Monticello trägt bezeichnender Weise einen italenischen Namen. Der Name bedeutet kleiner Hügel, so wie viele Palladio Villen auf einem Hügel erbaut würden. Für das Gebäude im Stil des Palladianismus erstellte Jefferson selbst die Pläne. Auch Monticello gehört neben einem Entwurf Jeffersons für eine Universität zum Weltkulturerbe. Dieses Gebäude im Palladianismus befindet sich auf der Rückseite des amerikanischen Fünf-Cent-Stücks.
Drei Tage in Vicenza – so sollte Dein Besichtigungsplan ausschauen
Deinen ersten Urlaubstag in Vicenza solltest Du auf der Piazza Dei Signori beginnen, um das pulsierende Marktleben zu genießen. Bei einem Cappuccino kannst Du Dich auf die nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten einstimmen: die von Palladio gestaltete Loggia del Capitaniato und den Palazzo Monte di Pietà mit der Barockkirche San Vincenzo zeigen Renaissance Merkmale vom Feinsten . Anschließend bietet sich ein Bummel durch die Innenstadt an. Vicenza ist relativ klein und überschaubar, deshalb bietet es sich an, die Stadt mit einer Radtour zu erkunden. Zum Mittagessen solltest Du ein Fischlokal aufsuchen, schließlich ist das Meer ganz in der Nähe, auch eine Weinverkostung bietet sich an. In Trissino besuchst Du die Villa Trissino Marzotto. Der Dichter und Philosoph war der einflussreiche Förderer Palladios. Seine Villa ist besonders prachtvoll und sicherlich diesen kleinen Ausflug wert.
Den zweiten Tag solltest Du der Renaissance Architektur und der Besichtigung der Palladio Villen widmen. Vor allem auf die berühmte Villa Rotonda solltest Du dabei Dein Augenmerk richten. Am Nachmittag solltest Du Dich im Parco Querini ausruhen, dort ein Picknick mit italienischen Köstlichkeiten gestalten und Dich unter Bäumen niederlassen und die herrliche Natur genießen. Der Park bietet auch Gelegenheit zu sportlicher Betätigung.
Versäume am dritten Tag nicht die Tiepolo Fresken in der Villa Valmarana in Nani! Wie wäre es nachmittags mit einem Stadtbummel, um die neuesten italienischen Modetrends zu erstehen? Auch für Goldschmuck ist Vicenza besonders berühmt. Regelmäßig findet auch ein Markt statt, auf dem sich Künstler, Händler und Schmuckliebhaber treffen. Für den Abend bietet sich ein Besuch des Theater Olimpico an, das letzte Werk Palladios, um der Aufführung eines musikalischen Werkes oder eines Theaterstücks beizuwohnen. Das Theater war das erste massive, überdachte Theater Europas.
Wusstest du schon?
Die wahre Heimat Romeo und Julias ist nicht Verona, sondern in Montecchio Maggiore. Zwei Burgen aus dem 14. Jahrhundert inspirierten Luigi da Porta aus Vicenza zur Geschichte von Romeo und Julia, die er dort verfasste. Diese Vorlage griff William Shakespeare später in seinem weltberühmten Drama auf. Im Castello di Romeo finden Theateraufführungen statt und im Castello di Giulietta befindet sich ein Restaurant. Unweit davon kann man auch die Villa Cordellina Lombardi besichtigen, in der Tiepolo Fresken mit dem Motiv Romeo und Julias gemalt hat.
Die Top 5 Hotels in Vicenza
Hier findest Du die fünf empfehlenswertesten Hotels in Vicenza, denn zu einem schönen, erholsamen Urlaub gehört auch die passende Unterkunft, in die man abends zurückkehren kann, um sich für den neuen Tag aufzuladen.
Das Palace Hotel La Conchiglia d'Oro hält alles bereit, was das Herz begehrt. Die Zimmer sind alle klimatisiert und die meisten verfügen über einen Balkon oder eine Terrasse. Das wissen Italien-Liebhaber im Sommer genauso zu schätzen wie die beiden hauseigenen Pools. Für Kunst-Liebhaber ist besonders interessant, dass das Hotel nur wenige Fahrminuten von der Basilica Palladiana entfernt ist. Auch der Bahnhof befindet sich in unmittelbarer Nähe.
Das Hotel Campo Marzio eignet sich für Ausflüge ins Stadtzentrum. Dieses ist nur wenige Meter entfernt und Du kannst alles bequem und stressfrei zu Fuß erreichen, denn die Fußgängerzone ist nur zwanzig Meter entfernt, dort befinden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten.
Auch das SHG Hotel De La Ville zeichnet sich durch seine sehr zentrale Lage aus. Die Zimmer sind modern eingerichtet und Gäste heben besonders das ausgezeichnete Frühstück und den freundlichen Service hervor. Ein schöner Garten, der hauseigene Pool und die großzügige Sonnenterrasse laden im Hotel Victoria zum Verweilen ein. Die Hydromassage-Ecke und das Fitnesscenter mit einem Massageraum laden zum Entspannen ein. Über die Autobahn ist das Hotel gut erreichbar.
Romantiker können aber auch in einem historischen Gebäude übernachten, das ein berühmter Architekt entworfen hat: Andrea Palladio selbst entwarf den Palazzo Valmarana Braga. Die schön renovierten Zimmer sind mit antiken Möbeln und Marmorböden ausgestattet. Trotz der Renaissance Architektur muss man in den Appartements nicht auf eine Waschmaschine verzichten. Von der Dachterrasse aus hat man einen herrlichen Ausblick über die Dächer der Stadt.